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Schwitters und Beuys: Stile der ästhetischen Weltverbesserung
Kurt Schwitters’ und Joseph Beuys’ künstlerische Werke wurden bisher nicht allzu oft verglichen. In gewisser Hinsicht ist das auch nicht verwunderlich. Das Aussehen ihrer konkreten Arbeiten ermuntert nicht zu einem stilistischen Vergleich. Es ist das jeweils leitende Kunstverständnis, das diese Künstler zusammenrückt: Beide verteidigen einen erweiterten Kunstbegriff, der mit den Grenzen traditioneller Werkvorstellungen bricht. Glaubt man Schwitters und Beuys, so besteht die Aufgabe von Künstlern nicht in der Produktion von autonomen, abgezirkelten Werken, wie etwa Bildern oder Skulpturen, die sich gegenüber einer Wirklichkeit durch organische Geschlossenheit – durch Anfang, Mitte und Ende – auszeichnen.
872/2022 (28.01.2022)
874/2022 (01.03.2022)
Themen | 875/2022 (01.04.2022)
Überdreht: Die Integration durch Recht. Europa-Kolumne
Nie zuvor stieß man bei der Durchsicht von Tageszeitungen so häufig auf Konflikte um das Europarecht. Wir lesen von Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs (EUGH), die statt Einzelheiten zum Binnenmarkt Kerne mitgliedstaatlicher Souveränität betreffen. Von widerspenstigen mitgliedstaatlichen Regierungen und Höchstgerichten, die sich mit den Urteilen aus Luxemburg nicht abfinden wollen. Von neuen Vertragsverletzungsverfahren und von angedrohten oder tatsächlich verhängten Zwangsgeldern. Spannungen gab es im europäischen Rechtsverbund immer, aber seit einigen Jahren befindet er sich offenbar in Dauerstress.
Ohne sie. Zu Joan Didion
Gibt es Schriftstellerinnen von ihrem intellektuellen Format, die häufiger fotografiert wurden als Joan Didion? Selbst Susan Sontag kommt da nicht mit. LitHub verschickt seit Jahren an Spender sogar eine Baumwolltasche mit dem Aufdruck eines alten, längst ikonischen Fotos von ihr. Wie Joan Didion aussah und sich kleidete, ist Teil nicht nur ihrer öffentlichen Persona, sondern auch des schreibenden Ich in ihren Reportagen, Essays und Romanen. Zuerst mit langem Haar, gescheitelt, manchmal lächelnd, in langem Rock. Später mit halblangem Haar und Ponyfransen über der hohen Stirn, ohne Lächeln, in schmaler Hose und Tunika.
Themen | 876/2022 (01.05.2022)
Wie reformiert man ein kaputtes Gericht?
Von Europa aus gesehen scheinen die Konfliktlinien der Auseinandersetzung um die Institution der Verfassungsgerichtsbarkeit häufig entlang der Front zwischen progressiven Richtern und Rechtspopulisten zu verlaufen. Beispielhaft ist dafür die Eskalation der Rechtsstaatskrise in Polen, die der Verfassungsblog jüngst in einem fünfteiligen Podcast mit großartiger Akribie aufgearbeitet hat. Beispielhaft sind auch die öffentliche Mobilisierung gegen den britischen Supreme Court im Brexit-Konflikt oder die regelmäßigen, wenn auch inzwischen etwas verebbten Empörungswellen gegen allzu integrationsfreundliche Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs.
Die Erben des Silicon Valley
e creatio ex nihilo, die Schöpfung aus dem Nichts, ist einer der Begriffe, bei denen man sofort misstrauisch aufhorcht. Wenn jemand so tut, als habe er etwas aus nichts geschaffen, ist das so gut wie immer ein Indiz dafür, dass eine inkommode Hintergrundgeschichte mehr oder weniger dezent aus dem Blickfeld geschoben werden soll. In der fantastischen Vorstellung, vor uns sei gar nichts da gewesen, steckt eine beträchtliche ideologische Kraft. Immerhin darf der Schöpfer ex nihilo für sich zumindest einen zarten Abglanz göttlicher Macht in Anspruch nehmen. Wertschöpfer, Schöpfer von Arbeitsplätzen werden mit diesem Kniff zu entfernten Verwandten des ganz großen Schöpfers, ihre Legende eine Art Genesis-Erzählung.
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In der aktuellen Ausgabe von Merkur
Wie reformiert man ein kaputtes Gericht?
Von Europa aus gesehen scheinen die Konfliktlinien der Auseinandersetzung um die Institution der Verfassungsgerichtsbarkeit häufig entlang der Front zwischen progressiven Richtern und Rechtspopulisten zu verlaufen. Beispielhaft ist dafür die Eskalation der Rechtsstaatskrise in Polen, die der Verfassungsblog jüngst in einem fünfteiligen Podcast mit großartiger Akribie aufgearbeitet hat. Beispielhaft sind auch die öffentliche Mobilisierung gegen den britischen Supreme Court im Brexit-Konflikt oder die regelmäßigen, wenn auch inzwischen etwas verebbten Empörungswellen gegen allzu integrationsfreundliche Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs.
Die Erben des Silicon Valley
e creatio ex nihilo, die Schöpfung aus dem Nichts, ist einer der Begriffe, bei denen man sofort misstrauisch aufhorcht. Wenn jemand so tut, als habe er etwas aus nichts geschaffen, ist das so gut wie immer ein Indiz dafür, dass eine inkommode Hintergrundgeschichte mehr oder weniger dezent aus dem Blickfeld geschoben werden soll. In der fantastischen Vorstellung, vor uns sei gar nichts da gewesen, steckt eine beträchtliche ideologische Kraft. Immerhin darf der Schöpfer ex nihilo für sich zumindest einen zarten Abglanz göttlicher Macht in Anspruch nehmen. Wertschöpfer, Schöpfer von Arbeitsplätzen werden mit diesem Kniff zu entfernten Verwandten des ganz großen Schöpfers, ihre Legende eine Art Genesis-Erzählung.
Miami: Die aufregendste Stadt der USA
Als Miami das letzte Mal relevant war, war die Stadt nicht weiter wichtig. In den achtziger Jahren hatte sie nicht mehr zu bieten als Drogen, Clubs, pastellfarbene Blazer, Jai-Alai-Zockerei und mit Miami Vice vor allem eine sehr erfolgreiche Fernsehserie über all diese Dinge. Doch jetzt ist Miami die wichtigste Stadt in Amerika. Nicht etwa weil es aufgehört hätte, eine frivole, regelfreie Steueroase zu sein, die fest in der Hand heißer Internet-Berühmtheiten ist und wegen des Klimawandels im Meer versinkt. Sie wurde zur wichtigsten Stadt Amerikas, weil die Vereinigten Staaten zu einem frivolen, regelfreien Steuerparadies geworden sind, in dem Mikro-Prominente das Sagen haben und man vor dem Klimawandel kapituliert.