In der aktuellen Ausgabe von Geo Epoche Panorama

• AUFTAKT ZUM DESASTER
  Es ist das Jahr, in dem eine über 40-jährige Friedenszeit in Westeuropa endet: Der Erste Weltkrieg, die »Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts«, reißt Millionen Menschen ins Verderben. Der Krieg überschattet alles: die Eröffnung eines Jahrhundertbauwerks ebenso wie den Kampf um Frauenrechte und die Heldentat eines Entdeckers
• »DER KRIEG IST EIN CHAMÄLEON«
  110 Jahre nach der Julikrise: Deutschlands führender Weltkriegsexperte Gerd Krumeich über die Konjunkturen der Erinnerung, den Erfolg von »Im Westen nichts Neues« und darüber, was wir aus dem Ersten Weltkrieg lernen können
• 1924 TANZ AM ABGRUND
  Es ist das Jahr, in dem Deutschland nach der Hyperinflation wieder auflebt und die Wirtschaft wächst, neue Erfindungen den Konsum ankurbeln, Musik und Reportagen den Äther erobern. In dem in Hannover ein teuflischer Verbrecher gefasst und in Bayern ein zukünftiger Diktator viel zu früh entlassen wird
• Und das geschah in der Welt
  Monatelang sind sie durch China und über winterliche Bergpässe gewandert. Ausländern ist der Zutritt nach Tibet, offiziell unter chinesischer Oberhoheit, de facto aber weitgehend eigenständig, auf britischen Druck hin eigentlich verboten. Verkleidet als tibetische Bettlerin, erlebt die Französin David-Néel als wohl erste Europäerin das Klosterleben der heiligen Stadt.
• FLUCHT DER GENOSSEN
  Es ist das Jahr, in dem ein berüchtigtes Gangster-Duo gefasst wird, in dem die Diktatur Adolf Hitlers, nur ein Jahr nach ihrem Beginn, plötzlich zu wanken scheint. Und in dem ein Massenexodus von Kommunisten in China den zukünftigen Lauf des Weltgeschehens entscheidend verändert
• »DER LANGE MARSCH WAR EINE VERZWEIFLUNGSTAT«
  Zehntausende chinesische Kommunisten ergriffen 1934 die Flucht vor den Kämpfern der nationalistischen Guomindang, nur ein Bruchteil überlebte. Dennoch wurde der »Lange Marsch« in der Volksrepublik zum Heldenepos stilisiert – auf dessen Strahlkraft Chinas Führung heute mehr denn je setzt, sagt der Sinologe Felix Wemheuer
• 1944 TOD UND BEFREIUNG
  Es ist das Jahr, in dem Deutschland an allen Fronten vor den Trümmern seiner Kriegstreiberei steht. In dem die größte Invasionsflotte der Geschichte in der Normandie anlandet und die Rote Armee im Osten eine gewaltige Offensive startet. In dem sich der Widerstand gegen die NS-Diktatur noch einmal aufbäumt. Und in dem die Täter den Massenmord an den Juden abermals beschleunigen, obwohl der Krieg bereits entschieden ist
• »DER D-DAY WAR EIN SIGNAL AN DIE WELT«
  Die Invasion der Normandie im Sommer 1944 markiert einen Paradigmenwechsel in der US-amerikanischen Außenpolitik: Denn auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs belässt Washington dauerhaft Zehntausende Soldaten in Europa. Laut dem Historiker Bernd Greiner schlagen die Vereinigten Staaten damit eine Strategie ein, welche die globale Sicherheitspolitik bis heute prägt – und deren Relevanz sich abermals verschärft, seit Russland die Ukraine überfallen hat
• WUNDER UND WOHLSTAND
  Es ist das Jahr, in dem immer mehr Westdeutsche spüren, dass es aufwärts geht, in dem die junge Demokratie im verregneten Bern einen spektakulären Erfolg feiert und die Franzosen einen kolonialen Krieg verlieren. In dem sowjetische Ingenieure erstmals die Macht des Atoms zivil nutzen und US-amerikanische Musiker eine andere Urgewalt entfesseln: den Rock ‘n’ Roll
• »NACH DREI TAGEN WAR DIE WM KEIN THEMA MEHR«
  Der WM-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft wird 1954 als »Wunder von Bern« gefeiert. Doch welche gesellschaftliche Bedeutung entfaltete der überraschende Titelgewinn in der jungen Bundesrepublik? Der Sporthistoriker Ansgar Molzberger erklärt, wie der Triumph neues Selbstbewusstsein weckte – und alte Ängste schürte
• 1964 BOOM UND BEDROHUNG
  Es ist das Jahr, in dem Hebammen in Deutschland Hochkonjunktur haben. Sportereignisse entwickeln sich zum Motor der Innovation, neue Verkehrswege verändern die Alpen. In Asien treten die USA in einen fernen Krieg ein, und eine neue Atommacht demonstriert ihr Potenzial
• 1974 SKANDAL UND WANDEL
  Es ist das Jahr, in dem die Watergate-Affäre ihren Höhepunkt erreicht und die freie Presse einen US-Präsidenten zum Rückzug zwingt. In dem die Portugiesen eine der ältesten Diktaturen Europas abschütteln, die türkische Armee auf Zypern landet und ein chinesischer Bauer einen seit 2200 Jahren verschütteten Schatz entdeckt
• DER KANZLER UND DER SCHNÜFFLER
  Für die einen Zeitgenossen verkörpert er visionären Aufbruch, für die anderen Verrat am eigenen Land. Kaum ein westdeutscher Kanzler ist umstrittener als Willy Brandt – aber auch kaum einer so einflussreich wie er: Seine Reformprojekte und vor allem seine Außenpolitik prägen eine Zeitenwende. Im Mai 1974 muss der Charismatiker dennoch zurücktreten – nachdem ein Spion der DDR in seinem engsten Umfeld enttarnt worden ist
• 1984 PROTEST UND POSE
  Es ist das Jahr, in dem ein landesweiter Streik Großbritannien in Atem hält, in dem die Premierministerin der größten Demokratie der Welt ermordet wird und zwei Staatsmänner demonstrativ die deutsch-französische Freundschaft beschwören
• 1994 TRIUMPH UND TRAGÖDIE
  Es ist das Jahr, in dem in Afrikas Süden ein Neubeginn gefeiert wird, während im Osten lang schwelende Konflikte grausam eskalieren. In dem das Meer für Tausende zum Fluchtweg und für Hunderte zum Grab wird. Und in dem sich eine belagerte Stadt zum Sinnbild eines Krieges mitten in Europa wandelt
• »DER GENOZID HÄTTE GESTOPPT WERDEN KÖNNEN«
  Der Völkermord in Ruanda, bei dem 1994 Hunderttausende Menschen getötet wurden, erschütterte Ostafrika – während die westliche Welt sich weitgehend aus dem Konflikt heraushielt. Rassismus und Kolonialdenken, sagt Dr. Julia Viebach, prägten den Blick auf das Land, das bis heute die Folgen des Genozids spürt