Die fetten Jahre sind vorbei – NEON Magazin eingestellt

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Wer sie hatte war der Star auf Schulhof und Uni Campus. Jeder wollte mal einen Blick reinwerfen. Und jetzt? Schluss, aus und vorbei. Gruner + Jahr verkündete im April 2018, dass das NEON Magazin eingestellt wird. Zum Juni 2018. Der Grund: die Jugend von heute liebt sie nicht (mehr). Jedenfalls zu wenige. Statt 250.000 verkauft G + J nur noch 60.000 Exemplare einmal im Monat.

NEON in Hamburg – das passte nicht

Mit 15 Jahren war die NEON noch gar nicht so alt. Aber das Schicksal des einstigen Erfolgsmagazins erinnert ein wenig an das von Scheidungskindern, die später mit der bösen Stiefmutter klarkommen müssen. Geboren wurde das schöpferische Werk für jene die mitten in den Zwanzigern steckten 2003 in München. Dort wuchs es behutsam auf und es regnete Auszeichnungen und Auflagensteigerungen. Man hätte es sich kräftig feiern lassen können zum zehnjährigen Jubiläum. Stattdessen schwang G+J die Realitätskeule und schuf den Standort in München ab. Chefredakteure wie Redakteure wurden mit Geld in die nördliche Hansestadt Hamburg gelockt, doch nicht einmal ein Bruchteil zog mit um. Die Redaktion musste ihr Baby in die Hände fremder geben. Und von Beginn an fremdelte NEON mit seinen neuen Eltern. Zusehends sank die Auflage von 250.000 auf schmale 60.000 Leser. Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig. Ein Umzug, der dem Magazin das Genick brach, oder?

Könnte man dem Magazin vorwerfen, dass es nicht mit der Zeit gegangen ist? Sind die Fragen, die die Redakteure immer wieder aufwarfen mittlerweile überholt bzw. beantwortet? Beschäftigt die Zwanziger von heute etwas Anderes als die Frage danach, ob das jetzt die Liebe fürs Leben ist? Ob der Job der richtige ist? Ob man schon bereit für Heiraten, Kinder kriegen und den Kram ist, oder ob man nicht doch lieber ein paar Jahre wilde Partymaus spielt? Nein. Die Fragen beschäftigen junge Frauen und Männer nach wie vor. Nur holen sie sich ihre Informationen woanders.

Nachwuchs fehlt

Die Zwanziger sind nun, 15 Jahre später, alle richtig erwachsen. Im besten Fall in den Vierzigern. Jetzt wird die Brigitte oder Barbara gelesen. Und die, die eigentlich hätten nachkommen sollen, die ernähren sich von Hygge, Happinez, Flow und Konsorten. NEON hat es nicht geschafft, die Leute im Print zu halten, eine neue Generation einzufangen. Stattdessen wandern die Leser ins Internet ab. Und zumindest dort können sie wenigstens noch eine zeitlang NEON-Luft einatmen. Denn digital soll das Magazin weiterleben. Vorerst.

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